Ziel der Milchviehhaltung ist die qualitativ- und quantitativ hochwertige und damit einhergehend wirtschaftliche Milchproduktion. Voraussetzung hierfür sind gesunde und leistungsstarke Tiere. Anhand folgender Merkmale ist Milchvieh hinsichtlich der Milchproduktion zu bewerten.
Milchleistungsmerkmale
Zu den Milchleistungsmerkmalen gehört die Milchmenge, der Fett- und Eiweißgehalt sowie die Fett- und Eiweißmenge der Milch. All diese Merkmale sind anhand des Endproduktes, der Milch, mess- und bewertbar.
Funktionale Merkmale
Die funktionalen Merkmale dienen zur Leistungsprüfung der Kühe. Sie sind unterteilt in Reproduktion – zusammengesetzt aus Fruchtbarkeit und Kalbeverhalten, Gesundheit, Melkbarkeit und Nutzungsdauer.
Merkmale der Fruchtbarkeit sind das Erstkalbealter, die Anzahl der erfolgreichen Besamungen und -Kalbungen sowie die Zwischenkalbezeit. Je niedriger das Erstkalbealter und je mehr erfolgreiche Kalbungen eine Kuh bei einer geringen Zwischenkalbezeit leistet, desto mehr Laktationen sind bis zum Abgang der Kuh möglich. Das Kalbeverhalten lässt sich anhand des Geburtsgewichtes der Kälber, der Schwer- und Totgeburten und des Kalbeverlaufes bewerten. Zu den Gesundheitsmerkmalen gehört unter anderem der somatische Zellzahlgehalt der Milch und damit einhergehend Eutererkrankungen und weitere Erkrankungen der Kühe. Zum anderen die Futteraufnahme und -verwertung sowie die Persistenz der Kühe. Die Melkbarkeit wird gekennzeichnet durch das ø-Minutengemelk, das Melkverhalten und die Milchflussparameter. Das wichtigste funktionale Merkmal ist die leistungsunabhängige Nutzungsdauer gemessen am Abgangsrisiko. Die Nutzungsdauer ist ein Maß für genetisch bedingte Vitalität und Robustheit. In den späteren Laktationen haben die Milchkühe die höchste Milchleistung. Bei einer langen Nutzungsdauer kann das Leistungsmaximum daher voll ausgenutzt werden. Auch verringern sich die Produktionskosten, da die anteiligen Aufzuchtkosten reduziert werden. Eine hohe Nutzungsdauer bedeutet also höhere Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion. Zur Einschätzung der Nutzungsdauer lassen sich teilweise rassespezifische Hilfsmerkmale des Exterieurs heranziehen.
Exterieur der Milchkühe
Das Exterieur der Milchkühe verschiedener Rassen weist Unterschiede auf, daher wird es rassespezifisch bewertet. Die Bewertungsmerkmale werden durch die entsprechenden Verbände festgelegt und können durch Messung und subjektive Benotung erfasst werden. Grundsätzlich gilt, dass vorrangig die Merkmale berücksichtig werden, die eine genetisch-nutzbare Korrelation zur Gesundheit und zur Funktionalität aufweisen oder einen negativen Einfluss auf die Nutzbarkeit der Tiere aufweisen.
Zur Bewertung werden einheitliche Schemata verwendet. Einer linearen Beschreibung des Exterieurs folgt eine anschließende Kuheinstufung nach rassespezifischen Merkmalskomplexen. Bei der linearen Beschreibung werden linearen, voneinander unabhängigen Einzelmerkmalen, Noten von 1-9 für den funktionalen Körperbau vergeben. Der funktionale Körperbau der Kühe dient als Grundlage für hohe Milchleistung über mehrere Laktationen. Aufbauend auf diese Notengebung werden die Kühe nach Merkmalskomplexen eingestuft.
Die Milchnutzungsrassen Deutsches Holstein, Angler, Deutsches Schwarzes Niederungsrind, Montebéliard und Jersey werden alle anhand desselben Schemas bewertet. Nach einer einheitlichen linearen Beschreibung werden die Kühe anhand der Merkmalskomplexe Körper, Fundament, Milchtyp und Euter eingestuft. Jedes Merkmalskomplex ist mit 65 – 99 Punkten zu bewerten. Die Gesamtnote setzt sich zusammen aus 10 % Milchtyp, 20 % Körper, 30 % Fundament und 40 % Euter.
Bewertung bei Braun- und Fleckvieh
Für die Zweitnutzungsrassen Braun– sowie Fleckvieh wurden eigene Programme zur Bewertung des Exterieurs entwickelt. Dabei handelt es sich um den sogenannten BrownScore und den FleckScore. Auch in diesen Programmen folgt einer linearen Beschreibung und Benotung eine Einstufung auf Basis eines 100-Punkte Systems nach Merkmalskomplexen. Die Merkmalskomplexe umfassen Rahmen, Bemuskelung, Fundament und Euter sowie Becken beim Braunvieh. Die Bemuskelung des Viehs wird nicht bewertet, sondern lediglich beschrieben. Bei den Zweitnutzungsrindern wird Milch und Fleisch mit 2:1 ins Verhältnis gesetzt. Zu Gunsten anderer Merkmale verliert die Muskelfüllung daher an Bedeutung. Es besteht beim Fleck- und Braunvieh eine genetische Korrelation zwischen bestimmten Exterieurmerkmalen und dem funktionalen Merkmal Nutzungsdauer. Die betreffenden Merkmalskomplexe finden in der Kuheinstufung eine höhere Gewichtung. Zu ihnen zählen beim Fleckvieh Merkmale des Euters und beim Braunvieh Merkmale des Euters und des Fundaments der Kühe.
Mithilfe der drei genannten Merkmale lassen sich Milchkühe bewerten. Sie beschreiben die Gesundheit und Leistungsstärke der Kühe und werden daher herangezogen.